Gastbeitrag: Felix in Italien

Hallo liebe Freunde von mir, dem Felix, und meiner Besitzerin!

Wer meine Besitzerin und ich bin, nun das muss nicht mehr erwähnt werden. Was seit dem letzten Beitrag geschehen ist, das ist viel wichtiger.

2017 war und blieb ein relativ ruhiges Jahr für mich, meine Besitzerin hatte es etwas schwieriger mit ihrer Weiterbildungsphase, aber ich stand ihr treu und brav an ihrer Seite. Ende 2017 hat sie mir dann etwas versprochen, was mein Herz höher hüpfen ließ: Wir verreisen in 2018 als Belohnung.

Wohin, das war noch nicht klar, da meine Besitzerin erstmals eine Arbeit finden musste um genügend Geld für uns zu sammeln. Konkreter wurden die Pläne im März 2018, als wir einen netten Mercedes W210 und seinen Besitzer kennenlernten, da dieser aus Italien kommt. Italien… hach jaaaa, dieser Name, dieser Klang. Ich liebe Italien, damals mit meinen Vorbesitzern bin ich jedes Jahr nach Abano Therme gefahren, da wurden die Kilometer runtergespult, hui, das machte Spaß.

Meine jetzige Besitzerin ist bisher nie soweit und alleine gefahren, so richtig im Urlaub war sie seit 15 Jahren nicht mehr, selbstverständlich, dass sie etwas Bammel hatte. Genauso aber vertraute sie mir, dass wir das gemeinsam packen.

Und so ging es im September los:

Bis nach Kempten nahm meine Besitzerin noch einen Mitreisenden mit, um sich etwas Spritgeld dazu zu verdienen, danach ging das Abenteuer so richtig los, denn wir kannten beide nicht den Weg: durch Österreich durch (in Nauders hat sie mir meinen Bauch noch gefüllt, danke) nach Italien zum Reschensee. Dort war ein kurzer Zwischenstopp (zu viele Leute sind nicht so unser Ding), es musste doch der Felix vor der Kirchturmspitze fotografiert werden.

Dann ging es weiter Richtung Meran zum Vellauer Hof. Oh, dort war es wunderschön, ein fantastischer Ausblick auf die Berge und das Tal mit der berühmten Brenner-Autobahn. Meine Besitzerin erzählte mir, dass sie als Kind hier oft gewesen war mit ihren Eltern und daher diese Ecke gut kannte. Und zufälligerweise parkten wir noch neben einem Mercedes W210 aus Deutschland.

Dort haben wir etwas Pause gemacht, wir waren ja schon gut und gerne 7 Stunden unterwegs und der Weg hoch zum Hof hat mich ganz schön aufgewärmt. Doch zu lange weilten wir nicht, wir waren noch nicht endgültig am Ziel. Damit es aber nicht zu lange dauerte, durfte ich über den Brenner etwas geschwinder fahren und meine Besitzerin hatte erst noch Bedenken, wie man in Italien auf eine Autobahn auffährt mit Maut und so.

Aber sie vertraute mir voll und ganz und so erreichten wir unser Ziel nach gut 10 Stunden: Lavarone, gehört zur Region Trentino nahe Südtirol. Ach dieser Klang, herrlich. Das Hotel war wunderschön gelegen an einem türkisblauen Bergsee inmitten den Dolomiten und ich durfte sogar geschützt im Innenhof schlafen, damit mir nichts passiert.

Am nächsten Tag durfte ich Pause machen, meine Besitzerin war noch etwas müde von der Anreise und hat die nähere Umgebung erkundet (und mir tat die Pause auch sehr gut). Richtig schön wurde der darauffolgende Tag, es ging über herrlich verwinkelte Bergsträßchen (ich liebe das Ums-Eck-wuseln) runter zum berühmten Lago di Garda (Gardasee). Der Ausblick war grandios, während meine Besitzerin zur Feier des Tages unsere Lieblingsoper auf Kassette laufen ließ: Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart. Es war kurzum unser gemeinsamer perfekter Moment.

Auch der nächste Tag bot für mich und meine Besitzerin wieder tolle Momente bereit, diesmal besuchten wir Löweneck und 2 direkt nebeneinander liegende Seen, lediglich durch einen Bergrücken getrennt. Viel gibt es darüber nicht zu berichten, denn diese Seen waren relativ klein. Wesentlich schöner fanden wir beide das Fahren und Entdecken der Umgebung und der wunderbaren kurvigen engen Bergstraßen.

Spannender war dann der nächste und letzte volle Tag in Italien, da ging es nach Luserna. In diesem kleinen Ort spürt man die Geschichte, die die Tiroler und Südtiroler vereint. Einst war diese Ecke deutsch geprägt durch Einwanderer aus Bayern, im 1. Weltkrieg kam die Trennung zwischen Italien (nun Südtirol) und Österreich (nun Tirol). Dies alles konnte man näher erkunden im Heimatmuseum, das meine Besitzerin besuchte und im Ort selber, den wir gemeinsam entdeckten.

Leider hieß es am nächsten Tag schweren Herzen wieder Abschied nehmen von Italien, aber weder meine Besitzerin noch ich wollten einfach nach Hause fahren. Wir machten uns noch einmal auf zum Gardasee mit den hiesigen Spatzen genießen, dann ging es über den Brenner Richtung Innsbruck. Der Brenner ist ganz schön schwierig in diese Richtung, es geht ständig bergauf und kostet viel Sprit, das sag ich euch. Mit leuchtender Reservetanklampe passierten wir die österreichische Grenze, dann ging es gleich zum Bauchfüllen. Lecker dort der Sprit, die Österreicher wissen, was einem alten Mercedes schmeckt. Wir machten in der Nähe von Innsbruck, beim Achensee, einen Zwischenstopp von 3 Tagen. Diesen Achensee, den erkundete meine Besitzerin allerdings erst am übernächsten Tag, den Tag davor ging es nach Ellmau und zum Wilden Kaiser, ein tolles Bergpanorama genießen. In Österreich waren auch die Bergstraßen nicht so anstrengend zu befahren wie in Italien, das tat zur Entspannung richtig gut.

Und viel zu schnell war auch dieser Zwischenstopp zu Ende, es hieß Abschied nehmen. Über Irgendwo in Bayern, wo wir noch einen Mercedeskumpel (ein gelber W123) und seine fesche Besitzerin kennenlernten, ging es ruhig und friedlich rund 5 Stunden durch die Nacht in die Heimat zurück. Und nur wer eine Reise wagt, kann sich auch auf seine Heimat freuen.

Und die Reise war noch nicht zu Ende, doch erst ein kurzes Fazit: Ich schnurrte ohne Defekte in 10 Tagen 1.989 km durch 3 Länder und süffelte im Schnitt 7,4 Liter auf 100 km, trotz vollem Gepäck, Bergstraßen und Brenner. Ich war stolz auf meine Besitzerin, dass sie trotz aller Ängste und Bedenken diese tolle Reise mit mir gemacht hat und meine Besitzerin war stolz auf mich, wie fit ich trotz meines Alters diese Reise ohne Probleme überstanden habe (bin ich mit 26 Jahren etwa alt?!).

Und warum diese Reise noch nicht zu Ende war: ursprünglich wollten wir im Anschluss noch in die Schweiz fahren, da ich aber dringend nach Hause musste in die Werkstatt (meine Auspuffanlage und mein Kat waren defekt), wurde diese Reise verschoben auf November.

Dazu mehr im zweiten Teil ..