Für echte Schrauber mag das ja alles langweilig sein: Die können jetzt gerne weiterzappen 😉 Eventuell ist es aber dann doch für den einen oder anderen eine Hilfestellung, wie man mit Problemen am M119 umgeht.
Erster Akt
Das Dickerchen hat plötzlich Zündaussetzer bekommen bzw. nahm kurzzeitig kein Gas an. Nach ca. 20 min Abstellen war das Problem weg. Angefangen hatte es im Sommer 2017 bei einer Wäsche mit dem Hochdruckreiniger.
Zweiter Akt
Wie üblich googelt man sich durch die einschlägigen Foren nach Stichwörtern wie
- M119 Zündaussetzer
- M119 Gasannahme
und erfährt vieles über
- Undichte Verteiler
- Motorkabelbaum
- Drosselklappen
- Zündkabel
- Luftmassenmesser
- Lambdasonde
- Motorkabelbaum
Man fragt Freunde, Leute mit Ahnung, den Vorbesitzer 🙂 und landet vor dem vermei(d|nt)lichen Teileroulette bei der STAR-Diagnose. Es handelt sich ja bei dem W140 um eines der ersten Fahrzeuge mit CAN-Bus. Und Gott sei Dank: Es gibt via 2K3 den Kontakt zu Florian Benz.
Dank Florian konnte der Fehler insofern eingekreist werden, dass ein Problem der Drosselklappe vorliegen könnte. Das Kabel der Drosselklappe kann man wie folgt prüfen: Einen Längsschnitt machen und auf Bröselei/Brüchigkeit prüfen, dann mit Isolierband wieder verschließen. Hier im Bild rechts sieht man deutlich, das das Kabel bröselig ist.
Nach Recherche folgte die Erkenntnis, dass das Kabel an der Drosselklappe verlötet ist und es dieses nicht einzeln gibt. Ebenso kam so der Kontakt zu Roman Buhr zustande, der für einen angemessenen Preis die Drosselklappe revidierte:
- Demontage, Reinigung
- Potentiometer Prüfung und ggf. justieren
- Neues Anschlusskabel
- Neue Dichtung und Anleitung
Dies erfolgt durch Ausbau der Alten und Einsendung, sowie Rücksendung nach Revision.
- Aus alt mach neu
- Anleitung anbei
- Neue Dichtung
Nach Erhalt ging es dann auch wieder zurück ins Atemloch, das beim M119 gut versteckt in der Mitte vergraben ist (Einen Eindruck zu diesem Gefummel sieht man in diesem YouTube Video). Da hilft nur reinkrabbeln und einlochen 🙂
- Und hopp!
- Drin!
Nach erfolgreichem Einbau folgte die Probefahrt und zugleich die Ernüchterung: Das Problem war immer noch vorhanden 🙁
Dritter Akt
Ich wusste vom Vorbesitzer, dass der Luftmassenmesser bereits getauscht wurde. Weiterhin sahen Zündkabel und Zündkerzen noch neu aus. Daher fiel der Verdacht nicht gleich auf die Verteiler, doch nach dem Öffnen musste ich mich erst Mal setzen:
- Nass!
- Geklebt!
- Abgebrochen!
- Geklebt!
Das kann so natürlich nicht funktionieren! Die Deckel sind undicht und damit dringt Feuchtigkeit ein, eigentlich vollkommen logisch. Folglich öffnet man den Geldbeutel und dann BOSCHt es ganz mächtig:
Dann geht es an den Wechsel, die Zündreihenfolge beim M119 ist:
Rechter Verteiler, Beifahrerseite:
R4/L5 an Zylinder #4
R1/L2 an Zylinder #1
R7/L3 an Zylinder #7
R6/L8 an Zylinder #6
Linker Verteiler, Fahrerseite:
R4/L5 an Zylinder #5
R1/L2 an Zylinder #2
R7/L3 an Zylinder #3
R6/L8 an Zylinder #8
- Mittendrin
- Gesteckt
- Zusammen
Und so läuft das dann 🙂
Vierter Akt
Natürlich bezahlt man bei solchen Aktionen dann auch Lehrgeld. Die Zündkabel gibt es eigentlich nur als Meterware, dazu braucht man jedoch eine spezielle Crimpzange, um die Messinghülsen aufzucrimpen. Da gab es dann den vorkonfektionierten Kabelsatz von BOSCH, verbunden mit der Fiktion, hier eine einfache Lösung zu schaffen.
Heraus kommt dann etwas anderes: Guter Kerzenstecker, gutes Silikonkabel, aber der Stecker am Verteiler ist feldschmiedenartig zusammengedonnert. Es handelt sich um eine Hülse, die ohne vorheriges Abisolieren ins Kabel gedrückt wird. Das ist schlichtweg Mist und der Quell künftiger Probleme. Weiterhin sind die Längen der Kabel nicht passend.
Man zieht sich folglich das Büßerhemd an und dann BOSCHt es wieder und es kommen Messinghülsen mit Innengewinde M3 (A0001591438) und Kerzenstecker (A0001592842) per Post. Beide Teilenummern gibt es im Zubehörhandel deutlich günstiger als bei Mercedes, z.B. A0001591438 alias RHB0003. Bestellt man diese Teile bei Mercedes kriegt man übrigens BERU.
Es wurde eine Crimpzange ausgeliehen und dann wurden die Kabel gekürzt und mit einem gescheiten Stecker & Hülse versehen. Die Kabel passend abschneiden, dass Abisolieren kann dann mit einem Cuttermesser/Teppichmesser erfolgen. Dass kann man prima an Koaxkabeln (Antennenkabeln) üben. Dann wird so abisoliert, dass die Litze in das Röhrchen der Hülse eingeschoben wird, anschließend mit der Crimpange einmal auf das Röhrchen und einmal auf das Ende für die Zugentlastung drücken. Dann die Stecker draufschrauben (ist ja ein Gewinde). Dabei müssen die Stecker mit Silikonspray eingesprüht werden, sonst lassen sich die Verteilerstecker nicht drehen.
- Stecker
- Stecker
- Crimp!
- Tataaaa!
- Sodele
- Basteln
So sprang er heute bei 1° Grad Außentemperatur klaglos an (ohne Ladeerhaltung) und wir machten eine angenehme Probefahrt: Er lief einwandfrei -> Nirvana!!! 🙂
Finale
Neben Drosselklappe und komplett neuem Zündsatz wurden nebenbei viele Teile erneuert, die einfach einer Alterung unterliegen:
- Schläuche zum Luftmassenmesser
- Dichtring des Luftmassenmessers
- Gehäuseschrauben der Zündkerzenabdeckung
- Befestigungsschrauben des Luftfiltergehäuses
- Zuleitungsschläuche des Luftfiltergehäuses